|
 |
Grußwort derAidsberatung Oberfranken Normalisierung und Hysterie AIDS wird immer weniger als Bedrohung wahrgenommen. Die medizinischen Fortschritte führen dazu, dass die HIV-Infektion zu einer behandelbaren Erkrankung wird. Wenn HIV rechtzeitig erkannt wird, wenn die Behandlung von qualifizierten Ärzten übernommen wird, wenn HIV die Psyche nicht überlastet und Hoffnung und Lebensmut den inneren Kompass ausrichten, wenn Betroffene von einem hilfreichen Beziehungs-Netz, von Familie und Freunde gestärkt werden – dann besteht die Option, mit HIV alt zu werden, eine normale Lebenserwartung zu haben. Im Vergleich zu den Anfangsjahren mit der unterschwelligen Formel HIV = AIDS = Tod ist diese Option ein gewaltiger Fortschritt. Ein positiver Nebeneffekt der erfolgreichen HIV-Therapie ist, dass die Infektionswahrscheinlichkeit gegen Null sinkt. Die vielen wenns zeigen aber auch: Die ermutigenden Aspekte sind nur eine Seite der Medaille. Die medizinische Therapie ist eine fortlaufende Herausforderung. Der Kampf mit Nebenwirkungen, Resistenzen und Begleiterkrankungen ist vor allem für sog. "Langzeitüberlebende" zum Alltag geworden, ein Rucksack, der auch nicht für ein paar Tage abgelegt werden kann. Leider sind die Fortschritte auf der medizinischen Seite nicht in gleichen Maßen in den Köpfen der Menschen angekommen. Der aufgeladene Begriff AIDS eignet sich noch immer für irrationale Reaktionen, Instrumentalisierungen und als "Waffe" in Auseinandersetzungen. Noch immer ist es nicht leicht, sich als Positiver zu outen. Ein Bespiel aus jüngster Zeit: "Angst im Kinderparadies" – so lautete die Schlagzeile im Nordbayerischen Kurier, als bekannt wurde, dass ein HIV-positives Kind im Kindergarten betreut wird. Zunächst nur als Gerücht schlägt die Information hohe Wellen und löst Reflexe aus, die selbst vor 25 Jahren nicht angemessen waren. Aufgrund der besonnenen Reaktion der Kindergartenleitung und der Unterstützung des Bürgermeisters, aber auch engagierter Eltern, kann am rasch einberufenen Elternabend eine Beruhigung eingeleitet werden, die hoffentlich stabil genug ist, um es dem betroffenen Kind zu ermöglichen, ein weiteres unbelastetes Leben in der Gemeinde führen zu können. Wir leben – so die allgemeine Überzeugung – in einer offenen, toleranten Gesellschaft und im Vergleich zur weltweiten Situation ist das sicher der Fall. Man denke hierbei z.B. an die Verfolgung und Bedrohung von Homosexuellen in Russland, zentralafrikanischen Ländern und in islamistisch geprägten Gesellschaften. Dennoch bewegen wir uns manchmal auch bei uns auf "dünnem Eis". Noch immer ist es z.B. möglich, dass homophobe Einstellungen Mobbing befeuern und Homosexualität – ohne jede Grundlage – in die Nähe von Missbrauch gerückt und damit unterschwellige Ressentiments bedient werden. Dass dies auch auf Widerspruch stößt, ist eine ermutigende Erfahrung. Die Beispiele zeigen, wie Menschen mit offener oder unterschwelliger Diskriminierung an den Rand der psychischen Belastbarkeit gebracht werden können. Sie zeigen aber auch, dass die schweigende Mehrheit nicht unbedingt die Haltung der Diskriminierer mitträgt. Im Gegenteil, sie erfahren Widerspruch und werden in ihre Schranken verwiesen. Die Solidarische Gesellschaft ist nicht nur ein Schlagwort für Sonntagsreden, sondern sie zeigt unmittelbar Wirkung – und wir sind froh, dass wir diesen Rahmen, diese Unterstützung in Bayreuth und Oberfranken haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Und: Das Netz muss fortlaufend geknüpft und gestärkt werden. Die Bayreuther AIDS-Benefizgala ist ein zentraler Knotenpunkt in diesem Solidaritäts-Netz und zum Welt-AIDS-Tag ein Höhepunkt in unserem Jahresablauf - sie ist ein Glücksfall für die Menschen mit HIV/AIDS, für die Aidsberatungsstelle und für Bayreuth. Christian Schmidt hat als Katharina Elena mit seiner Initiative eine Erfolgsgeschichte angestoßen, eine Resonanz ausgelöst, die von Jahr zu Jahr getoppt werden konnte. Im letzten Jahr konnten wir über den Erlös der AIDS-Gala 13.500,- Euro an Menschen mit HIV/AIDS weitergeben – das beste Ergebnis überhaupt. Wir haben damit, wie in den Vorjahren, jeweils zur Hälfte Menschen mit HIV/AIDS in der Region und unser Partnerprojekt, das C.A.R.E.-Health-Center von Prof. N. M. Samuel (Namakkal Tamil Nadu/ Indien) unterstützt. Dieser Blick auf uns und in die Welt hinaus ist uns wichtig und wir sind froh, dass wir mit der AIDS-Gala einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung des Projekts in Indien leisten können. Mut und Hoffnung
Dafür Christian Schmidt alias Katharina Elena und allen beteiligten Künstlern, den vielen Unterstützern und nicht zuletzt Ihnen, den Besuchern, ein herzliches Dankeschön! Hermann Schuster, Dipl. Psych. Leiter der Aidsberatung Oberfranken (Diakonie Bayreuth) |
| 10. Bayreuther Benefizgala zu Gunsten der AIDS-Hilfe | 14.11.2015 - 19.00 Uhr | Stadthalle Bayreuth - Großes Haus |